Als Motive dienen einerseits mathematische und physikalische Gesetzmässigkeiten von Akustik und Musik, sowie deren Anwendung und Abstraktion; andererseits die schriftlichen Darstellung von Musik und die immer wieder neuen und anderen, abstrakten Interpretation dieser Darstellungen. Die Harmonie der Notation, mit der einerseits strengen Gliederungssystematik und den scheinbar spielerisch angeordneten Noten wird von der Gesamtform bis ins Detail umgesetzt - strenge Gesetzmäßigkeiten und künstlerische Freiheiten bedingen sich und ergänzen einander. Dies bietet, - im Gegensatz zu den Harmonielehren der Renaissance, die ebenfalls Anwendung finden - unendliche, immer harmonische Interpretationsmöglichkeiten. Die Abstraktion der kleinsten Einheit bildet das Motiv für die Ausarbeitung des Gesamten.
Angefangen beim griechischen Seikilos-Epitaph (das) aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. über die Neumen aus europäischen Klöstern bis hin zur graphischen Notation des 20. Jahrhunderts und digitalen Textformaten zur Notation steht unter Berücksichtigung der Komponisten eine unzählige Masse von Material zur Verfügung - die Abstraktions- und Interpretationsmöglichkeiten sind unendlich.
Fibonacci und die „Folgen“ • Sämtliche Bauteilabmessungen und Massverhältnisse fussen, ähnlich wie Zahlreiche musikalische Kompositionen, auf einem harmonischen, aus der Fibonacci-Folge entwickelten Mass- und Proportionssystem.
„Durchführungen“
Rangfolge und Zielsetzungen • Die Lösung setzt zunächst bei der Idee des idealen Raumes für die Musik an und stellt die thematischen, funktionalen Belange in Verbindung mit den Budgetvorgaben an die rangerste Stelle. Wichtigstes städtebauliches Ziel ist die einfühlsame Integration eines neuen, architektonisch gestalteten Baukörpers in das denkmalgeschützte, historische Gesamtensemble, sowie der Freilichtbühne mit seinen Achs- und Sichtbeziehungen.
Optimierte Funktionen und Organisation • In der Grundkonzeption der Organisation der funktionalen Zusammenhänge von Besucherführung und inneren Abläufen, wurde zunächst ein Funktionsschema mit seinen Verzahnungen und Abhängigkeiten zu den Bestandsgebäuden entwickelt und so weit optimiert, dass kaum mehr Reduzierungen, ohne Zugeständnisse an einen angemessenen Mindeststandart möglich sind; die akustische Ausgestaltung des Saales jedoch war stets von der Minimalisierung ausgenommen. "Form follows function“ ?
Kubatur-Variationen – experimentelle, funktionelle Morphologie • Auf Basis der optimierten Grundkonzeption in Verbindung mit dem gewählten thematischen Ansatz und den ermittelten, erforderlichen Investitionen aus der ersten Überprüfung der Kosten wurden nunmehr - stets unter Beibehaltung der strengen Organisationsstruktur zahlreiche in Teilen sehr expressive Kubatur-Variationen (vgl. Goldberg-Variationen - Aria mit verschiedenen Veraenderungen) entwickelt und auf ihre jeweilige Eignung in Bezug auf das Funktionsschema.
Traufkanten, Dachflächen und Wände wurden geneigt, erhielten Wölbungen, Einschnitte und Aufkanntungen um wichtige wahrnehmbare Bezüge aus dem Bestand aufzunehmen, räumlichere Bereiche zu schaffen, oder Aspekte aus den berechtigten Interessen des Denkmalschutzes zu berücksichtigen. Der Baukörper erhielt Betonungen, Bereiche, an denen er bewusst zurückhaltend in Erscheinung tritt, oder sich provokant behauptet. Das Klappe, Falten und Aufschneiden der Flächen und des Volumens erzeugt Dynamik und Bewegung.
Die 30. Variation schliesset den Zyklus vorerst ab. - "Form should follow funktion! - Expression has to manifest the theme!"