Erläuterungsbericht Teil A - Parkanlage
SCHLOSS GRAFENEGG BLÜHT AUF!
Pflanzensammlung und Gartenkunst: dieses besondere Zusammenspiel soll zur Landesgartenschau 2008 im Park von Schloss Grafenegg erlebbar werden. Das Konzept zur Wiederherstellung und Entwicklung des Parks macht die historischen Schichten des ehemaligen Barock- und Landschaftsgartens wieder sichtbar und fügt ihnen mit Pflanzenbildern und der Freilichtbühne eine die Geschichte interpretierende neue Schicht hinzu. Das Thema des Arboretums als nach botanischen und ästhetischen Motiven angelegte Baumsammlung und das Thema des Landschaftsgartens als kulturell inszenierte Natur, stehen dabei im Mittelpunkt der Parkentwicklung.
Schlosspark- Ge-Schichten
Auf Ebene der Gartenkunst lässt sich anhand des Schlossparks Grafenegg eine Entwicklung vom Barock- zum Landschaftsgarten mit Arboretumcharakter ablesen. Heute noch vorhandene historische Schichten sollen wieder sichtbar gemacht werden, verloren gegangene künstlerisch belebt werden, neue Schichten, wie die Freilichtbühne und akzentuierende Bepflanzung, werden sensibel integriert und zeigen ein Weiterentwicklung des Parks auf Grundlage seiner Vergangenheit auf. Eine Ausstellung zeigt die Schlosspark-Ge-Schichten.
Schlosspark-kultivierte Natur
Das Bild des Landschaftsgartens mit Arboretumcharakter in Anlehnung an den historischen Bestand von 1857/1912 soll im Park gestärkt werden.
Die typischen Charakteristika des Landschaftsgartens mit Naturszenerien, Ausblicken und wechselnden Raumeindrücken erschließen sich dem Betrachter im Spaziergang. Naturszenerien auf Grundlage der natürlichen Pflanzengesellschaften und der Bestandssituation werden entwickelt und eine gezielte Erhöhung der Artenvielfalt des Arboretums vorgenommen. Die um 1900 aufgepflanzten markanten Blütengehölze werden wieder eingeführt und zu einem mit der Jahreszeit wechselndem Ereignis im Park.
Schlosspark-Bespielung
Schlosspark Grafenegg- ein Ort für Müßiggang, Naturgenuß, Feste und Kultur.
Der historische Park bietet ein hohes Potential zur Bespielung an: Der Spaziergang als sinnen- und lehrreiches Erlebnis, sowie die Inszenierung und Interpretation der Park- Natur über darstellende und musische Künste entsprechen dem Typus des Landschaftsgartens als Zusammenspiel zwischen Kultur und inszenierter Natur. Die Ge-Schichten des historischen Parks werden über geführte Spaziergänge mit verschiedenen Themenrouten, in temporären künstlerischen und theatralen Inszenierungen und mit Konzerten vermittelt. Die Pflanzenbilder und botanischen Besonderheiten des Parks bieten Möglichkeiten für botanische und jahreszeitliche Spaziergänge und Feste: zum Beispiel Vorfrühlings- und Herbstspaziergänge, Magnolien-Päonienblütenfest, Schatzsuche nach dem Taschentuchbaum, Eiszeit und Pflanzenjäger: Geschichten um heimische und fremdländische Gehölze etc.
Stationäre Skulpturenstandorte werden nicht vorgesehen. Das Konzept schlägt einen konzeptionellen Umgang mit temporären, künstlerischen Inszenierungen zur immer wieder neuen, spannenden Interpretation des Ortes zwischen den Themen Natur und Kultur vor.
Denkmalpflegerische Leitziele für die Parkentwicklung
Zur Festlegung des Denkmalpflegerischen Umgangs mit den historischen Artefakten und pflanzlichen Strukturen des Parks wurde sich an den Aussagen des Parkpflegewerks 1999 orientiert.
Übergeordnete Zielsetzungen für die denkmalpflegerische Entwicklung sind:
- • Schutz und Pflege der erhaltenen baulichen und pflanzlichen Substanz aus den historischen Schichten des Barock und Landschaftsgartens
- • Stärkung der Wahrnehmbarkeit des Parks als Landschaftspark mit Arboretumcharakter (Zeitschicht 1857/1912) mit folgenden Zielen:
- • Optimierung der Raumkanten, -einheiten und -abfolgen des Parks durch Rodungen und Pflanzungen
- • Freistellung wichtiger Sichtbezüge
- • Schaffung von idealisierten Naturszenerien mit Blühgehölzen
- • Belebung des Parks durch Sanierung der historischen Wasserelemente , Integration des Themas Wassers in das Wege- und Vegetationskonzept
- • Verdichtung des Wegenetzes zur Erschließung der verschiedenen Parkszenerien im Spaziergang
- • Vermittlung der Themen Gartenkunst und Botanik durch Spaziergänge, künstlerische Inszenierungen, Ausstellungen und Feste
- • Sichtbarmachen vorhandener und ehemaliger historischer Spuren durch künstlerische Bespielung und geführte Spaziergänge
- • Erhöhung der Nutzungsangebote und –qualität im Park für kulturelle Veranstaltungen durch die Anlage einer Freiluftbühne
Maßnahmen
In Anlehung an die Denkmalpflegerischen Ziele des Parkpflegewerks sollen die historischen Strukturen wie folgt wiederhergestellt, konserviert bzw. ergänzt werden:
A. Maßnahmen Bauliche und landschaftliche Elemente
In Anlehnung an Parkpflegewerk 1999:
- • Sanierung der Parkmauer mit Toren und Türmen (nicht Teil der Kosten lt. Auslobung)
- • Konservierung der Theaterruine (nicht Teil der Kosten lt. Auslobung)
- • Konservierung des Eiskellers
- • Sanierung Austrittpunkt des Mühlkamps am westlichen Tor
- • Flutung der Altarme des Mühlkamps
- • Flutung des Schlossgrabens
- • Flutung des Goldfischteiches
- • Sanierung vorh. Brücke über den Altarm
- Zusätzlich im Wettbewerbskonzept:
- • Sanierung des Wiener Tors, Reaktivierung als Haupteingangstor
- • Anlage einer neuen Brücke über den Mühlkamp
B. Maßnahmen Wege
In Anlehnung an Parkpflegewerk 1999:
- • Wiederherstellung historischer Strassenführung über das Wiener Tor (nicht Teil der Kosten lt. Auslobung)
- • Wiederherstellung historischer Wegeführungen im Bereich des Schlosses
- • Ergänzung des vorhandenen Wegenetzes mit landschaftsbezogenen Spazierwegen (schmale Wald - und Rasenwege)
Zusätzlich im Wettbewerbskonzept:
- • Neuordnung des Wegenetzes im Bereich Reitstall/Parkplatz zur Einbindung der Freilichtbühne
- • Rückbau der Einfahrtstrasse als provisorische Zufahrt zur Bühne in Schotterrasen
C. Maßnahmen Pflanzliche Elemente
In Anlehnung an Parkpflegewerk 1999:
- • Pflege und Sicherung des historischen Baumbestandes
- • Nachpflanzung von Solitären zur Erhöhung Artenvielfalt und Raumwirkung
- • Gruppenränder Gehölze auslichten und Freistellen von Solitären
- • Durchforstung und Nachpflanzungen in Waldbereichen
- • Sichtachsen freischneiden
- • Wiedereinführung von Frei- Räumen (Waldlichtungen, Freistellen Weg, Auslichtungen Bereich Bachlauf)
Zusätzlich im Wettbewerbskonzept:
- • Wiedereinführung des Blütenaspektes von 1857/1912
- • Entwicklung von Waldtypologien (Robinienwald, Eichenwald)
- • Um- und Neupflanzungen zur Entwicklung thematischer Vegetationsschwer punkte
- • Integration der Freilichtbühne in einen Eichenhain
Die naturnahe Einbindung der baulichen Anlage in das historische Ensemble wird durch die „unterirdische“ Anordnung der Baumasse erreicht. Die bauliche Anlage verzahnt sich mit dem Park durch die Ausbildung der oberen Sitzreihen als Rasenstufen, wodurch ein fliessender Übergang zur Landschaft ausgebildet wird.
Die Lage in unmittelbarer Nachbarschaft zur „Alten Reitschule“ gewährleistet Synergieen bezüglich der Mitnutzung der Nebenräume, sowie der Gastronomischen Versorgung.
Erläuterungsbericht Teil B - Freiluftbühne
SCHLOSS GRAFENEGG – ein Gesamterlebnis für alle Sinne !
HÖREN Sie_ die Musik, SEHEN Sie_ das historische Ensemble, FÜHLEN Sie_ die Materialität,
RIECHEN Sie_ die Waldluft und SCHMECKEN Sie_ vor oder nach der Veranstaltung was das Schlossparkrestaurant zu bieten hat!
Die Freiluftbühne - Idee Architektur
Das Ensemble der Freiluftbühne wird durch 24 metallene, 6m hohen Stelen gefasst, sodass ein ein immaginärer Raum in der Landschaft, quasi eine Kult(ur)stätte entsteht - ein Motiv der archaischen Symbolik.
Als abstrakte Inszenierung von Wald und Bäumen, die sich im Wind wiegen, kommunizieren diese im Park sichtbaren Elemente der Freiluftbühnenkonzeption mit der Umgebung. Sie grenzen über das hinaus exakt das Volumen von ca. 10.000,00 cbm ab, welches bei oberirdischer Errichtung der Anlage sichtbar wäre. Darüber hinaus wird ein halbkreisförmiger Vorplatz geschaffen, - der „Platz der Musik“.
Durch die Höhe und die Materialität bilden die Stelen einerseits ein weithin sichtbares Zeichen, - geich einer Landmarke, ohne andererseits die Blickachsen zu verstellen.
Über die immaginäre, gestalterische Komponente hinaus übernehmen die Stelen auch funktionale Belange, wie z.B. als Träger für die Lichttechnik zur Beleuchtung des Zuschauerraumes, oder auch optional als Tragkonstruktion für temporäre Überdachung / Verschattung, - gleich einer festlichen Robe aus perlmuttfarbenem Gewebe, welche den Zuschauerraum schützt. Als Lichtstelen stellen sie ein Element der Kommunikation dar, - durch farbliche Anpassung der Beleuchung werden die unterschiedlichen Stimmungen der Bühneninszenierungen aufgenommen und verstärkt, - mann kann die Musik im Park von weitem SEHEN.
Die auf antiken Vorbildern basierende Grundform des Amphitheaters gliedert sich in den 1500 Personen fassenden Zuschauerbereich und den Bühnen- / Backstagebereich.
Die Grundkonstruktion des Tribünenbereiches besteht aus aufgelegten Stahlbetonfertigteilstufen, die je nach Art der Veranstaltung mit entsprechenden Sitzflächen ausgestattet werden können. Die Andienung des Bühnenbereiches erfolgt mittels eines Aufzuges, welcher gewährleistet, dass sämtliche erforderlichen Gerätschaften problemlos transportiert werden können und sichert den behindertengerechten Zugang, sowohl zum Bühnen-, als auch zum Zuschauerbereich. Der Aufzug, sowie weitere Funktionseinheiten treten im Landschaftsraum als künstlerisch gestaltete Kuben in Erscheinung.
AKUSTIK
Ein Amphitheater oder Freiluftbühne verfügt nicht über die gleichen akustischen Anforderungen wie ein geschlossener Konzertsaal. Spielen in einem geschlossenen Raum die Distanzen der Wand und Deckenflächen eine große Rolle, weil sie entscheidend sind für Parameter wie Seitenschallgrad und Klarheitsmaß, so sind im Falle einer Freiluftbühne diese Parameter nicht vorhanden. Ebenso kann keine Nachhallzeit in einer Freiluftbühne gebildet werden, denn die Bildung einer energetischen Nachhall-Entwicklung setzt ebenfalls einen in sich geschlossenen Raum voraus.
Parameter wie niedriger Grundgeräuschpegel zur Erlangung einer hohen Spieldynamik sind hier ebenfalls nicht vom Raumgebilde, sondern vom natürlichen akustischen Umfeld der Bühne beeinflusst.
Die Parameter, die die Akustik eines Amphitheaters beeinflussen, sind im wesentlichen die der direkten Schallübertragung zwischen Bühne und Hörer und energetisch hochwertiger Erstreflexionen aus dem Bühnenbereich. Dies gilt auch für die Bühnengestaltung selbst. Hier wird großes Augenmerk auf die Hörsamkeit der Musiker und Protagonisten untereinander innerhalb des Bühnenbereiches gelegt, sowie eine einwandfreie Entwickelung des Schallfeldes in Diffusität und Klangbalance.
Die bauliche Form des Amphitheaters hat sich schon in der Antike bewährt, und profitiert im wesentlichen von der direkten und nahen Anbindung des Hörers an das Bühnengeschehen. Die Laufwege des Direktschalls sollen dabei so kurz wie möglich sein, um den energetischen Verlust, der durch die Schallausbreitung im Medium Luft entsteht, so gering wie möglich zu halten. Hierbei spielt auch die "Reizstreifenbreite" eine wesentliche Rolle. Als "Reizstreifenbreite" wird der Winkel bezeichnet, der dem Zuhörer eine verdeckungsfreie Einsicht über den Vordermann gewährleistet.
Die optische unverdeckte Anbindung ist hierbei gleichzusetzen mit der akustischen Einbindung, da ähnlich wie in der Optik auch in der Akustik eine Verschattung durch ein Hindernis zu einem negativen akustischen Einfluss führt. Das akustisch empfangene Signal wird hierbei nicht mehr direkt empfangen, sondern über die Beugung nur sekundär.
Aus den aufgeführten akustischen Parametern entstehen folgende Maßnahmen für die Gestaltung des Theaters, die in der vorliegenden Planung realisiert sind:
- • Größtmögliche Nähe des einzelnen Hörers zum Bühnengeschehen.
- • Sitzstufenüberhöhung für eine hohe "Reizstreifenbreite" des Hörers
- • halbkreisförmige Anordnung des Publikums, um allen Plätzen die gleiche akustische und optische Qualität zu gewährleisten.
- • geometrische Gestaltung der raumumfassenden Oberflächen der Bühne für Förderung der Diffusität und Klangbalance im Bühnenbereich.
- • Umfassungsseiten und Deckenfläche der Bühne sind mit einem definierten Ausstellwinkel ausgebildet. Dadurch wird ein Teil des Schalls innerhalb der Bühne verbleiben und dort den Künstlern dienen, der überwiegende Anteil wird aus der Bühne in den Zuschauerbereich gelenkt.
Mit diesen Maßnahmen wird eine optimale akustische Gestaltung des Amphitheaters erreicht, angeglichen an die hervorragenden akustischen Qualitäten der historischen Vorbilder.
architekten schulte-ladbeck
24.02.2005