Es war eine Architektur zu entwickeln, die sich der Herrausforderung neuer Realitäten - neu aufgefaßter Architekturaufgaben stellt. Nicht die die üblicherweise fensterlose, anonyme Kiste, die unabhängig von ihrem "Aufstellungsort" - immer gleich - gleichgültig vom Betrachter übersehen wird, sondern die Versinnbildlichung der abstrakten Idee - die Integration durch Anderssein - die Annäherung von Mensch und Technik war erklärtes Ziel der Planung.
Das Energieversorgungsunternehmen EWE Oldenburg war mit der Aufgabe betraut, die zum Naturschutzgebiet erklärte Insel Rügen von Braunkohle auf den umweltfreundlicheren Energieträger Erdgas umzustellen. Beim Heizhaus in Bergen wurden die Wandflächen als einschalige, ungedämmte Sichtbetonkonstruktion, mit horizontaler Scheinfugenausbildung ausgeführt. Die Stahl - Glasfassade, die thematisch als Schaufenster aufgefaßt wird, ist als Pfosten -Riegelkonstruktion ausgebildet. Die Gesamtleistung der Anlage wird von drei gasbetriebenen und mit Abgasschalldämpfern versehenen Hochdruckheizwasserkesseln mit je 4.8 MW Einzelleistung erzeugt. Abschluß der technischen Anlage ist ein Dreifachschornstein aus Stahl mit einer Gesamthöhe von 24m.
"Wendepunkte der Architektur sind in den letzten 100 Jahren mehrfach von gut gestalteten Zweckbauten geleitet worden. Die Bahnhäuschen von Otto Wagner, die AEG-Turbinenfabrik von Peter Behrens oder die Fagus-Schuhleistenfabrik von Walter Gropius gehören dazu. Außergewöhnliches wurde zu Beginn einer Stilperiode meist mit Zweckbauten verwirklicht, wahrscheinlich, weil sie nicht so im Rampenlicht der öffentlichen Aufmerksamkeit stehen.So manches Bahnwärterhäuschen oder Stellwerk kam so in den letzten Jahren unverhofft zu Denkmalschutzehren.” (aus: Betonprisma 7/96 zur Fertigstellung des Projektes Heizhaus Bergen [Rügen])