concours de la ligne de tramway de la ville de luxembourg • DYNAMIK - das Gestaltungsthema zieht sich wie ein "Roter Faden" durch; die "Röhre" schlängelt sich wie eine Versorgungsleitung durch die Stadt; gleich einer Ader im menschlichen Körper, welche das Blut zu den Organen transportiert . . .
Gesamtidentität übergreifendes Konzept der Linie "Identité de la ligne"
Die Errichtung der Stadtbahnstrecke von Kirchberg über die altstadtnahen Haltepunkte nach Cessange, ist ein Neubeginn für die zukünftige Entwicklung Luxembourgs. Eine effiziente, zukunftweisende Innovation, die auch vor dem Hintergrund einer eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Umwelt entstehen soll.
Und das Ganze gestaltet, - mit dem Anspruch einer harmonischen Integration in das historische Stadtgefüge. Diesem gerecht zu werden ist ein übergeordneter, konzeptionell-thematische Gestaltungsansatz zu wählen, der in der Lage ist die technischen Notwendigkeiten, welche die Umsetzung eines solchen Vorhabens mit sich bringt, in einen, für die Nutzer sinnlich erfahrbaren, künstlerischen Kontext einzubetten.
"rapidité"
Das Prinzip der Dynamik und der verschiedenen Geschwindigkeiten. Genau das ist eines der thematischen Oberprinzipien bei der Gestaltung der einzelnen Stationen der neuen Linie von Kirchberg nach Cessange, die den öffentlichen Nahverkehr auf Touren bringen soll. Die bewusste Schrägstellung der Konstruktionselemente macht das, worum es übergeordnet geht, visuell erfahrbar - neue Stadtbahnen kommen an, bremsen und halten kurz; fahren wieder los und werden schneller.
Individuelles Konzept der Einzelstation mit Ortsbezug - "Identité des stations"
Eine gemeinsame Gestaltungsmaxime macht die Zugehörigkeit der Stationen zu der Linie deutlich und sorgt damit für Identifikation und hohen Wiedererkennungswert. Ausgehend von den thematischen Prinzipien des übergreifenden Konzeptes für die Gesamtidentität der Linie wird an den einzelnen Haltestellen gestalterisch differenziert. Die Differenzierungen leiten sich jeweils aus dem direkten städtebaulichen Umfeld, dem jeweiligen "Genius loci" ab; das Bauwerk kommuniziert mit der Umgebung. Je nach Ortsbezug erhält die durch die Rahmenkonstruktion gebildete "imaginäre Röhre" im Bereich der einzelnen Stationen transparente, semitransparente oder aber auch geschlossene Füllungen. Die gestalterische Differenzierung kann auch durch themenbezogene Bedruckungen von Verglasungselementen erfolgen; im Falle der Station „Place de Paris“ sind z.B. Motive, die dem Jugendstil entliehen sind, denkbar; auch abstrahierte Darstellungen aus dem stadtgeschichtlichen Kontext sind vorstellbar.
Durch die Verwendung ähnlicher Rahmenprofile für Beleuchtung, Beschilderungs, - und Oberleitungsmasten, etc. zieht sich das Gestaltungsthema wie ein "Roter Faden" durch; die "Röhre" schlängelt sich wie eine Versorgungsleitung durch die Stadt; gleich einer Ader im menschlichen Körper, welche das Blut zu den Organen transportiert, werden Menschen zu ihren Zielorten gebracht, oder von dort abgeholt. Die Stadtbezirke werden mit ihrem Lebenselexier versorgt, - mit Menschen! Diese Hauptversorgungsader ist der Garant für das Überleben und die zukünftige Entwicklung der Stadt. Das Bedürfnis der Bürger nach lebenswertem Ambiente in der Stadt wird ernst genommen - das ist der Maßstab! Gleichwohl realisiert die Architektur die technischen Zwangsläufigkeiten und die Modernität in der öffentlichen Verkehrsplanung - höhere Geschwindigkeiten im Dienste kürzerer Fahrzeiten. Hier jedoch sollen nicht Technik und Funktionalität an erster Stelle stehen; die Gestaltung soll aus den Bedürfnissen der Menschen entwickelt werden und nicht als Produkt der funktionalen Abläufe! Der übergeordnete, konzeptionell-thematische Ansatz überhöht so das funktional gestaltete Bauwerk zum Kunstwerk. Technischer Fortschritt im Einklang mit humanem Anspruch - Baukunst statt Ingenieurbauwerk!
Differenzierung, Platzgestaltung - "Genius loci"
Eine besondere gestalterische Differenzierung erfahren, auf Grund ihrer exponierten Lage und ihrer Bedeutung z.B. die Stationen „Place de la gare et Gare Centrale“, „Place de Paris“, „Pont Adolphe“, sowie der Bereich am Theater. Wobei auch die Platzgestaltung dieser Bereiche im Zusammenhang mit dem Erscheinungsbild der Stationen steht. Im Falle der Station „Place de Paris“ wird die Struktur des Konstruktionsrasters der Haltestelle mit den wahrnehmbaren Fluchten der umgebenden Bebauung überlagert; aus dieser Überlagerung entwickelt sich die neue Platzstruktur. Das vorhandene Baumraster wird aufgegriffen und ergänzt; Ziel ist es, einen optisch zusammenhängenden Gesamteindruck zu schaffen.
Wohingegen bei der Station „Place de la gare et Gare Centrale“ das Platzraster aus den Wegebeziehungen des in Planung befindlichen Parks oberhalb des Bahnhofes entwickelt wird. Innerhalb der jeweiligen Raster der Platzstrukturen sollen auch Verweil- , und Grünzonen entstehen, die die Aufenthaltsqualität entsprechend steigern.
Eine weitere Besonderheit, welche sich ebenfalls aus den örtlichen Gegebenheiten entwickelt, ist die Station „Pont Adolphe“; hier soll auf massiv in Erscheinung tretende Konstruktionen weitestgehend verzichtet werden. Auch die Stromzufuhr in diesem sensiblen Bereich sollte nicht mittels Oberleitungen, sondern von unten her erfolgen.
Im Bereich des Theaters erschien es uns wichtig, die Erlebbarkeit der Eingangssituation zu stärken.
So entwickelt sich im Rahmen eines übergeordneten Gesamtkonzeptes eine jeweils individuelle Einzelgestaltung mit Orts-, oder Themenbezug.
Leitsystem - Farbkonzept, Piktogramme
Es soll eine durchgängige, zeitgemäße, gleichzeitig reduzierte und wartungsarme Beschilderung mit hoher Identifikation und hohem Informationsgehalt zum Einsatz kommen; schnelle Orientierung für alle Reisenden durch eine klare Informationshierarchie, sowie ein gutes Service - und Informationsangebot für die Kunden durch übersichtliche Informationsgruppen.
Die Idee des Leitsystems basiert auf der Umkehrung eines „Rubbelbildes“. Auf den architektonischen Elementen werden Flächen definiert bzw. maskiert, durch welche die Informationen zum Vorschein treten. Das Maskieren kann mit Hilfe von Farbschablonen oder Folienbeschriftung erfolgen. Die Ränder sind nicht exakt definiert, sondern zeichnen sich durch einen Verlauf aus. Somit entsteht die Einheit von Element und der dazugehörigen Information. Bei der Wahl der Farbe sind in erster Linie wahrnehmungspsychologische Gesichtspunkte maßgebend. Um eine barrierefreie Gestaltung zu gewährleisten werden die Materialfarben der Architektur (sandgestrahltes Glas, Graualuminium) mit einem Kobaltblau kombiniert, um einen optimalen Kontrastwert zu erzielen.