GEOMETRIE UND GEDANKEN • Kirche sollte mehr sein als ein funktionales Bauwerk, nämlich Kunstwerk. Eine Kirche soll die Welt des Nützlichen und Zweckhaften zum Sinnvollen übersteigen, um zum Wesenhaften vorzudringen. Das Wesenhafte zeigt sich in der Liturgie, welche die Handlung der christlichen Feier ordnet. Was die Kirche als Bauwerk formt, kann aber nicht die reine Willkür sein, sondern nur Gehorsam gegen ihren Auftrag, ihr geistliches Gesetz, das sich in der Liturgie bekundet. Die Liturgie schreibt nicht die Form vor, sondern hilft bei ihrer Findung. Die Form des Raumes dient hierbei dem Sichtbarmachen des Sinns. Darum ist die Wahl der Form nicht beliebig, sondern erfordert bei der Formfindung Disziplin. Aber diese innere Ordnung ist nicht nur dem Wandel der Zeiten und Anschauungen unterworfen, sondern sie ist auch von Konfession zu Konfession verschieden. In der Besinnung auf Herkunft und Urgestalt der Kirche bzw. des Kirchraumes ist auch das Wesen des Kirchenbaus zu suchen um so den generellen Unterschied zwischen Großgarage und Andachtsraum zu begreifen. Denn schon von der ersten Konzeption, vom Grundriß her, und nicht erst in Aufbau, Ausstattung oder Dekoration, hat sich eine Kirche oder Kapelle als solche zu erweisen. Die Grundrißform des Gebäudes baut auf dem allumfassenden Konstruktionsprinzip der "Spirale im goldenen Rechteck" in Kombination mit den Gedanken zum "Elipsenmodell" auf. Der Grundriß stellt sich als ein dynamisches, wandlungsfähiges und erweiterbares System, welches einerseits den Gläubigen und Bedürftigen als offenes Haus zur Verfügung steht, dar. Andererseits bietet die kontemplative Mitte des Kirchraumes den Menschen Ruhe, Schutz und Geborgenheit. Die immaginäre Unendlichkeit des Spiralsystems schließt den allumfassenden Gedanken des katholischen Glaubens im ursprünglichen Sinne, öffnet sich auch Christen anderer Konfessionen und wird zum zentralen Thema des Entwurfes. Der Kirchraum ist hierbei bewußt Teil und Mitte des Gemeindezentrums. Er bietet die Möglichkeit der Mitnutzung (z.B. bei Gemeindefesten) ohne jedoch seine eigentliche Zweckbestimmung zu verlieren. Es handelt sich nicht um einen Mehrzweckraum in dem auch Gottesdienste (als ehrfürchtige Pflichterfüllung) abgehalten werden (müssen), sondern um einen Sakralraum welcher die Möglichkeit bietet auch andere kirchliche Aktivitäten zu gewähren - ein feierlicher Raum mit menschlichem Maßstab, der aber auch die göttliche Größe erahnen läßt. Der gottesdiensliche Raum schließt die Gläubigen zu einer Gemeinschaft zusammen.Der Raum hat, - obwohl er Achsial konzipiert ist - keine starre Richtungsachse, die nach streng ausgerichteten, unflexiblen Bestuhlungen verlangt und zugleich Frontalsituationen aufbaut, die die Gemeinsamkeit des Feierns aufheben - er läßt Bewegung zu und ermöglicht ein "Miteinander". Das Bild der Versammlung um Altar und Ambo wird durch die gewählte Sitzanordnung auf den Grundriss projeziert. Sie ermöglicht, - basierend auf den Gedanken zum "Elipsenmodell" - die dargestellte bipolare, auf den Raum bezogene Anordnung von Altar und Ambo und gibt dem "Wort von beiden Tischen" damit einen bildhaften Ausdruck. Genau wie das Finden der übergeordneten, grundrisslichen Sinnform folgt auch die Gestaltung des Innenraums hier gewissen Ordnungsprinzipien. Die "Einrichtung" wird nicht einfach in den Raum hineingestellt - wichtig ist nicht ihr alleiniges Vorhandensein, sondern die Beziehungen zueinander. Die innere Organisation der Gemeinderäume, sowie die Gestaltung des Kirchplatzes erfolgt nach den bereits erwänten Prinzipien. Der einladende Kirchplatz dient als erster Komunikationspunkt bevor man das Gebäude betritt und sich zum Gottesdienst versammelt. Der Turm steht als Campanile, losgelöst vom Baukörper, jedoch bleibt er durch seine Stellung auf ihn bezogen.
Leopoldshöhe